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Nachruf

„Hilf uns, das Dennoch fröhlich zu sprechen“

Zum Tod von Otmar Schulz

Am 29. Dezember verstarb an seinem Wohnort Nienhagen bei Celle Otmar Schulz.

Der 1938 in Brandenburg an der Havel geborene wuchs in einer Baptistenfamilie im Ruhrgebiet auf. Nach dem Abitur studierte er evangelische Theologie und wurde zunächst Pastor im Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden. Es entstanden Liedtexte, die er, gefördert von Paul Ernst Ruppel und Herbert Beuerle, selbst vertonte. Einige erfreuen sich bis heute großer Beliebtheit. Im Gesangbuch der EmK finden sich neun, darunter „Du sendest uns durch dein Wort in die Welt / Du, Herr, heißt uns hoffen“ (Nr. 539/540).

Manche Kompositionen veröffentlichte der Christliche Sängerbund in seinen Notenausgaben, darunter die Psalmvertonungen „Nach dir, Herr, verlangt mich“ (von Paul Ernst Ruppel in „10 Gesänge aus 10 Jahrzehnten“ für das Jahrzehnt 1969-1979 ausgewählt) und „Von allen Seiten umgibst du mich.“

Nach einer Zeit der Mitarbeit in der Ökumenischen Zentrale in Frankfurt wurde Schulz Studienleiter an der Ev. Akademie in Arnoldshain (Taunus). Danach ging er als Leiter des Informationszentrums und Beauftragter für die Rundfunkarbeit der kurhessisch-waldeckischen Kirche nach Kassel. 1995 wechselte er dann als Pastor in die hannoversche Landeskirche, wo er als Beauftragter für die publizistische Aus- und Fortbildung noch über seinen Ruhestand hinaus tätig war.

Mit einer Dissertation über den für die evangelische Publizistik und Medienarbeit wichtigen Publizisten und Pfarrer Robert Geisendörfer wurde er 2002 von der Universität Erlangen zum Dr. der Theologie promoviert.

Otmar Schulz hat jahrzehntelang keine Lieder für den Gemeindegebrauch geschrieben. Ich verstand gut, dass er sich nicht auf bestimmte (vor allem theologische) Positionen festlegen lassen wollte, die mittlerweile nicht mehr seine waren. Erst seit einigen Jahren schrieb er wieder auch geistliche Lyrik. Dazu trug wohl auch seine Mitarbeit in der Text- und Musik-Autor:innen-Gruppe Takt bei. Mit seinem Gedicht „In einer fernen Zeit gehst du nach Golgata“ gewann er bei einem Passionsliederwettbewerb den 1. Preis. Bis zu seinem Tod war Otmar Schulz sehr aktiv. Er engagierte sich in der Arbeit für Migranten, war Vorsitzender einer Herz-Sport-Gruppe, sang in zwei Chören mit und half in einem dritten aus. Uns verband neben einer zunächst spontanen, dann tiefer gehenden gegenseitigen Sympathie die Absicht und Aufgabe, theologisch und sprachlich verantwortete Texte für den Gemeindegebrauch zu schreiben. Otmar war mir ein wichtiger Gesprächspartner, dessen klares Urteil, Humor und feine Ironie ich sehr schätzte. Typisch für ihn war, dass das Wort „dennoch“ zu seinen Lieblingswörtern gehörte. „Hilf uns, das Dennoch fröhlich zu sprechen“ heißt es schon in einem seiner frühen Liedtexte (im methodistischen Gesangbuch Nr. 550 Strophe 3).

Mit dem Tod von Otmar Schulz habe ich einen Freund verloren.

Hartmut Handt